Hegi Spassvogel - Baubericht

Hallo zusammen,

parallel zur Rippenerstellung, Leitwerksbau und Kabinenhaube haben wir begonnen Tests zur Magnetbefestigung der Tragflächen zu machen. Werner hat ja dankenswerter Weise seinen Bericht hier im Thread verlinkt - und wir finden die Möglichkeit einfach super praktisch, so dass wir diese Methode unbedingt ausprobieren wollen. Nur will keiner von uns seinen Spassvogel als Versuchsträger verstanden wissen - und so muß ein lange vorhandener Styro-Rumpf und -Flächen mit Packpapier-"Bespannung" herhalten. Der Rumpf war damals einfach aus dem vollen geschnitten und mittels Papier und Parkettlack belegt worden. Insgesamt als zu schwer befunden fristet er bis dato ein "Zum-Wegwerfen-zu-schade"-Dasein auf dem Regal. Um hier aber wichtige Erkenntnisse zu erhalten genau richtig!!

Zu allererst haben wir uns Gedanken zur benötigten Magnet-Kraft gemacht. Ich muß gestehen dass mir die Angaben von Werner schon sehr hoch vorkamen: Wieso 2 Magnete mit mehr als 30kg Haltekraft? In einem Retro-Segler? Hält der Holm überhaupt solche Manöver aus, dass man solche Kräfte benötigt?

Also habe ich mich auf den verschiedenen Homepages umgeschaut und gesehen, dass schon vergleichsweise kleine Magnet enorme Haltekräfte aufbringen. Das kommt uns zu gute, denn eigentlich möchte ich den Platz unter der Fläche für den Akku freihalten, falls wir einen Motoraufsatz verwenden. Also war klein und stark die Devise - Topfmagnete mit Befestigungsbohrung praktisch, jedoch leider relativ groß... Um jetzt nicht in Blaue zu raten half ein wenig Mathematik:

Geschätztes Gewicht soll im Bereich von 300g liegen - bei einem großzügig angenommenen Lastvielfachen von 10g (Hochstart, Böen, Abfangmanöver...) => somit brauchen wir in etwa 3kg Haltekraft. Ein kleiner 5mm Rundmagnet mit 5mm Länge hält 950g! Vier Stück davon 3800g also 3,8kg! Das waren die Magnete die wir gesucht haben....

Als die Magnete kamen habe ich mich wieder ein klein wenig gewundert: Das was man zum Auseinanderziehen von zwei Magneten braucht, ist also fast 1kg... hatte ich mir schwerer vorgestellt...

Als Gegenlager wollte ich mir eine Konstruktion mit einer M4 Schraube basteln - mit etwas Sorgfalt wäre eine gute Einstellbarkeit und Flexibilität zu erreichen, damit sich das Gegenlager gut an den Magnet anpassen kann. Und so ging es los:

45 Magnet.jpg


Die dünnen Leisten sollten die Mutter am drehen hindern - und so die Einstellbarkeit gewährleisten. Sie erwiesen sich jedoch als zu schwach...

46 Magnet.jpg
47 Magnet.jpg


48 Magnet.jpg


Die Muttern werden von den beiden Seitenteilen gehalten und drehen sich so nicht - können sich aber seitlich etwas bewegen. Wichtig für die V-Form....

Das ist der halbfertige Rumpf, der die frisch gebauten Gegenlager aufnehmen sollte und so zum Versuchsträger wird:
49 Magnet.jpg


50 MAgnet.jpg

sieht gut aus - und funktioniert. Über das ein- und ausdrehen die Höhe an den Magnet im Flügel angepasst werden...

51 Magnet.jpg

52 Magnet.jpg


Davon 2 Stück sollten den Flügel halten. Noch schnell die Magnete in den Flügel eingeklebt - und dem Erfolgserlebnis sollte nichts mehr im Wege stehen...

55 Magnet.jpg


Ich war sehr gespannt...

Eric
 
... Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis größer als in der Theorie ...

und so wurde der Flügel zum ersten mal vorsichtig dem Rumpf genähert - theoretisch sollten jetzt fast 4kg unbändige Kraft zusammenfügen was zusammen gehört!

Mit einem sanften Klicken rastete tatsächlich wie gewünscht am Rumpf ein. Ein sanftes Klicken? Das hatten wir uns anders vorgestellt! Erwartet hatten wir ein: "KLACK!!", "KLACK!!", "KLACK!!" - bekommen hatten wir den ganz kleinen Bruder davon. Ob das hält?? Als wir vorsichtig daran gezogen haben mussten wir nicht soooo viel Kraft aufbringen um den Flügel wieder zu lösen... Mist!!

Ohne Leitwerk lassen sich natürlich keine Flugversuche durchführen. Aber simulieren lässt sich so ein Handstart schon...

OK - sauber und nicht zu stark geworfen würde es mit Sicherheit gehen. Hochstart, Böen oder schnelle Richtungswechsel gefühlt nicht! MIST! MIST! MIST!

Also wieder von vorne: Was hält so ein Magnet tatsächlich? Also wurde ein kleine Versuchsreihe durchgeführt:

Von einer Wasserflasche der Deckel durchgebohrt und das Gegenlager befestigt. Auf der anderen Seite der Magnet eingeschrumpft und mit einem Tropfen Sekundenkleber gesichert.
56 Magnet.jpg


57 Magnet.jpg


Ergebnis: 500ml Wasser lässt sich manchmal gaaaaaanz vorsichtig anheben. Nur etwas zu schnell oder wackeln und die Flasche fällt! Weniger als 500g! Das sind Insgesamt nicht mal 2kg - MIST!

Also wurden weitere Versuche gemacht: Cutterklingen-Segment (extrem glatt), größerer Magnet (8mm Durchmesser) oder auch einen zweiten Magnet als Gegenlager.
58 Magnet.jpg


Erst mit 2x 8mm Magnet konnte eine 1l Flasche sicher angehoben werden. Sogar etwas Bewegung war möglich...

60 Magnet.jpg


In der Verzweiflung wurden die Schrauben aus der tollen Gegenlagerkonstruktion herausgedreht (an die Muttern kommt man nicht mehr heran) und die 8mm Magnete angeklebt. In der Fläche blieben die 5mm Magnete drin...

61 Magnet.jpg


Nächster Versuch: Fläche an Rumpf und ... KLACK!! Das hört sich schon deutlich besser an! Noch nicht perfekt, aber auf dem richtigen Weg!! Auch die Kraft zum Trennen war wesentlich größer.

Ergebnis von unserer Seite:
Werner's Einschätzung war absolut richtig! Die Magnetkräfte müssen recht groß sein. Denn so richtig toll war das noch nicht - und die Kräfte die tatsächlich erreicht werden, sind deutlich geringer als angegeben. Da muss also noch was verbessert werden...

Oder doch mit Gummi-Ringen? Noch geben wir nicht auf! Wir bleiben dran :-)

Gruß
Eric
 

bendh

User
Als Einzelmagnete sind Topfmagnete besser.
Wenn du die 2 unteren Magnete auf ein Eisenblech klebst , die beiden oberen ebenfalls, bilden sie einen magnetischen Kreis, das verstärkt die Wirkung.
Wichtig, die Magnete müssen ohne Luftspalt aufeinander liegen, am besten etwas beweglich.
 
Topfmagnete!

Hallo Eric,
Schön, dass Ihr es wagt:
Mit Rundmagneten hatte ich auch experimentiert und wenig Erfolg gehabt!
Topfmagnete sind die Lösung wegen dem geschlossenen Magnetfeld, damit ist die Haltekraft annähernd doppelt so gross.
Die T'magnete müssen sich 100%ig an die Gegenscheiben saugen können, es darf nicht der kleinste Winkelversatz auftreten, sonst hältst nicht, darum sind bei mir die T'magnethalteschrauben ca 1/4 Umdrehung weniger angezogen als fest!
Die reinen Zugkräfte würde ich auf gut >5g einstellen, im Fall einer Misslandung wird ja der Flügel nicht senkrecht abgerissen sondern abgeschert und das passiert bei viel kleineren Kräften als der theoretisch möglichen Maximalzugkraft. Das ermöglicht bei kleinem Winkelversatz die Freigabe des Flügels, ohne dass Gummis lustig im Feld herum fliegen und gesucht werden müssen.
(Die erwähnten 30kg-Magnete sind für meinen 4m-Segler gedacht)
Schau Dir nochmals meine Fotos an für den Aufbau, zudem ist mein Flügel vorne oder hinten, je nach Wunsch mit Dübel (vorne) oder Lasche (hinten) gefasst wegen der "Roationskraft", sh frühere Diskussionen.
So, dann mal fleissig weiter konstruiert, bin gespannt über die Resultate.
Baue übrigens gerade einen Filou mi 290cm auf, Magnetbefestigung und wahrscheinlich mit V-Leitwerk, also "frei Schnauze"
Gute Nacht allerseits
 
Moin Eric!
Oder doch mit Gummi-Ringen? Noch geben wir nicht auf! Wir bleiben dran :-)
Det is jut! Mich interessiert besonders ein Praxistest so über z.B. drei Jahre. Wenn die Klebungen oll und der Nickel teilweise runtergeblättert ist. Mir ist klar, daß das die Zielgruppe gar nicht interessiert (ich hatte in Lohe-Föhrden nur einen Sohn registriert .. tschujung an seine Schwester ;-) , aber alte Männer sind da halt langsamer ;-)

TIA ;-! und servus,
Patrick
 
Hallo,

Vielen Dank für Eure Hinweise - wir waren da etwas blauäugig unterwegs...

Die Topfmagnete gibt es mit 10mm, wiegen dann pro Stück 2,5g und halten nominell 2,2kg. Gehen wir auch hier von der Hälfte aus (Praxis) sind wir bei insgesamt 4,4kg. Oder mit Dübel und nur zwei Magnete bei 2,2kg Haltekraft - auch das wäre immer noch mehr als die 1,5kg die wir brauchen (300g bei 5g Lastvielfachem)... Die Idee mit dem geschlossenen Magnetkreis ist auch super, würde vielleicht auch noch ein paar Prozentpunkte bringen...

Auch der Punkt von Patrick ist valide, teilweise hat die Beschichtung gestern bei den Versuchen schon gelitten und ist abgesplittert.

Wir haben uns heute nochmal unterhalten und verschiedene Optionen besprochen.

1. Magnet - dauert (Tests) und ist relativ schwer. Zudem muss die Konstruktion das Trennen auch verkraften. Der Flügel ist doch recht filigran. Unsererseits null Erfahrung. Aber schick und cool. Wenn die Haltekraft überschritten wird kommt es schlagartig zum Trennen der Teile. Keinerlei Flex im System.

2. Gummiringe - millionenfach betriebsbewährt, günstig, relativ leicht und stilecht. Manchmal werden die recht schnell spröde und wir hatten schon flugfreie Tage aufgrund vergessener Gummiringe. Wenn Farbe schwarz dann auch für Tochter akzeptabel 😂

3. Schraube - funktioniert auch. Optisch unauffälliger als Gummiringe - nicht nachgiebig mit erhöhtem Stressfaktor für die Zelle bei schiefen Landungen. Leicht. Lässt sich aber genauso leicht verlieren oder vergessen.

Gerade heute habe ich persönlich so einen Moment wo ich sagen würde: egal ob Gummiringe oder Schraube, sucht Euch was raus ich will weiterkommen. Wenn das morgen noch so sein sollte, ziehen wir Stöckchen...


@ Patrick: Bisher war auch immer nur Sohnemann mit dabei. Ich glaube auch nicht dass in unserer Tochter eine Modellfliegerin heranwächst - da hat sie einfach andere Interessen. Aber das Vermitteln von grundlegenden handwerklichen Fertigkeiten finden wir wichtig. Die Begeisterung hält sich zu Anfang meist dezent im Hintergrund, aber sie werkelt eifrig mit und ist dabei sehr genau und gewissenhaft. Das ist schön zu beobachten.
Und junge Menschen sind auch nicht schneller - nur hektischer 😂

Gruß Eric
 

bendh

User
Eine Entscheidungshilfe für deine Tochter, Gummiringe aus Fahrradschlauch. Schwarz und hält ewig. Bei meinem Doppeldecker schon 25 Jahre.
 
Spassvogel

Halo Eric,
Es ist so ruhig hier, keine Lust mehr zum weiterbauen?
Wetter ist schlecht oder zu windig, --> Werkstatttime!
LG Werner
 
Hallo,

wir sind weiter dran!
Allerdings hatten wir zwei, drei Themen die nicht so funktioniert hatten wie gedacht... dadurch wurde die Motivation doch ziemlich strapaziert (fairerweise muss ich eingestehen, dass ich wohl versucht habe, zu viel auf einmal in das eigentlich kleine Projekt reinzupacken. Dadurch ergaben sich Teile die nicht so richtig passen, Denkfehler oder Doppelarbeit. Das geht auf meinen Deckel...). Gepaart mit Gartenprojekten und Klausurzeit in der Schule konnten wir das Schmuddel-Wetter nicht so nutzen wie gedacht...

Wir machen aber weiter und das Ziel steht fest....

Gruß
Eric
 

Sichel

User
- Nach einer Woche war der Parkettlack jedoch "härter", was sich positiv auf die Torsionssteifigkeit ausgewirkt hat
Hallo Eric,
schön von Euch zu hören, nach all dem Fundamentbau.
Ich habe einen tschechischen 2m Segler mit offener Bauweise, also Nasenleiste, stehender Brettholm und einigen Hilsholmen als Stolperkanten, Rechteckmittelflügel und Trapezaussenflügel, Folienbespannung.
Der flog schön und gut, solange man langsam flog, beladen mit EAntrieb und 3S–2,2Ah–Batterie und leicht schmeller als üblich stürzte der sich regelmässig in eine Links–Steilspirale und war kaum mehr zu retten. Was hab ich alles probiert um dem diese Alluren auszutreiben, die Kollegen meinten mitleidig, ich solle ihn endlich durch die Bandsäge schicken.
Habe dies nicht gemacht sondern dem Mittelflügel die Folie runtergerissen, stattdessen Geschenkpapierbespannug mit Parkettlack aufgebracht und das Biest fliegt seither astrein: Es lag nur an der mangelnden TORSIONSFESTIGKEIT bei nur Folienbespannung!
VG Werner
 
Hallo zusammen,

es ist leider tatsächlich so, dass das Projekt seit fast einem dreiviertel Jahr ruht und es hier sehr still war...

Die Gründe sind vielfältig
- Der Papa wollte eventuell (ganz sicher) etwas zu viel - Flügelsteckung, Magnetbefestigung, keine Fertigteile für Nasen- und Endleiste
- Der Papa hat irgendwie (k)ein Talent beim Flügel bauen. Keine Ahnung wieso mir das soooo schwerfällt, irgendwie stolpere ich da über meine eigenen Füße
- Haus, Hof und Gesundheit mussten intensiver bekümmert werden
- Schule, Führerschein, wechselnde Interessen gepaart mit schwankenden Hormonen haben einen nicht zu unterschätzenden Einfluss beim Umgang mit Pubertieren - da sind meine Frau und ich noch in der beschleunigten Lernphase

Die Rümpfe lagern trocken und warm in Sichtweite - und waren/sind ständiger Mahner endlich fertiggebaut zu werden...

Die familieninterne Vereinbarung lautet nun, die Fertigstellung in dieser Fastenzeit-Periode voranzutreiben! Ab Morgen geht es wieder los...

Ich freue mich und gelobe Besserung :-)

Viele Grüße
Eric
 

bendh

User
Das freut mich dass es weiter geht und ihr werden sehen wenn sie fertig sind, freut ihr euch auch.
 
Spassvogel soll Spass machen 🤣

Hallo Eric,
Kennen wir alle mehr oder weniger, bin auch schon AHV–Tenager seit 5 Jahren (trotz Beruf bis zum 70igsten…)
Baut bloss nicht jetzt einfach die olle Gummibefestigung ein, auch wenn sie millionenfach bewährt ist, wir fahren ja auch nicht mehr mit Pferdewagen….

Das Geheimnis ist, dass der Magnetflusskreislauf hergestellt wird, dann brauchst Du keine schwere Riesenmagnete, somit entweder 2 bis 4 TOPFmagnete oder Magnetfeldschluss via 2 Blechstreifen je im Flügel und Rumpf (selbst aber nicht probiert!).
Wenn Du 5g rechnest, bist Du bei diesem Fliegerle auf der sicheren Seite und er ist so klein und massearm, dass er kaum kapputbar ist, ausser der Flügel kann nicht abscheren wie zB bei Schraubbefestigung.
Ich weiss, ich führe mich auf wie ein Missionar, aber : Youtube: neu aufgebauter Filou von Graupner, macht Loopings und Rollen ohne Probleme! 🤣🤭
VG Werner
 
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