Mein Urlaubstagebuch


Mirko Krämer​


Urlaubstagebuch?
Was soll so ein Geschreibsel hier bei :rcn:? Nun ja, in diesem Sommer hatte ich die Wahl zwischen einer Bettenburg am Mittelmeer oder der schnöden Ostsee. Ich habe mich natürlich für die Ostsee entschieden und damit aber auch für getrennten Urlaub. Recht schnell keimte die Idee, dann eben Modellbauurlaub zu machen. Ja richtig, ModellBAUurlaub. Als „Opfer“ wurde dafür der EYECATCHER von Robert Schweißgut auserkoren. Der gefällt mir schon sehr lange, so dass ich ihn eh irgendwann mal gebaut hätte. Die Konstruktion sowie die Bausatzausstattung erschienen mir perfekt für so ein Urlaubsprojekt zu sein. Da ich allein mit unserem Hund im Auto sein würde, blieb natürlich ausreichend Platz für die mobile Werkstatt. Ich packte also alles ein, was zum Bauen, Bespannen und Ausrüsten des Modells notwendig ist. Klar, ein Elektrosegler kam auch mit. Für die ruhigen Abende...

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Beim Einladen war ich mir zwar immer wieder unsicher, ob ich auch wirklich alles dabei hätte, denn das Auto war noch so seltsam leer. Aber ich fand einfach nichts Brauchbares mehr in meiner Werkstatt.

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Es sollte sich jedoch zeigen, dass lediglich bis auf Balsaspachtel alles dabei war. Ist doch gar nicht so schlecht für einen ersten Ausflug dieser Art.


Tag 1

Um 4:30 Uhr bimmelt der Wecker. Im Urlaub? Ja, im Urlaub! Meine Werkstatt sollte schließlich auf die Insel Rügen verlegt werden, und zwar am ersten Feriensamstag in Brandenburg. Da gibt es nur die Flucht nach vorn, um vor allen anderen auf der Piste zu sein. Nicht nur der Plan sondern auch die Sonne ging auf und ich hatte folglich eine extrem entspannte Fahrt.

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Der Wohnwagen ist schnell eingerichtet und das Vorhaben hätte eigentlich starten können.

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Aber wie das im Leben so ist: Die „Dame“ meldete ihre Bedürfnisse an und diese müssen umgehend befriedigt werden, sonst gibt es Ärger. Also ging ich mit meiner Hündin erst einmal an den Strand, zum Baden und Spielen. Das ist aber auch okay so, denn es machte mir ja ebenfalls Spaß.

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Am Nachmittag ging es dann aber ans Werk. Bei einem Becher Kaffee habe ich die Anleitung studiert, die Bauteile für den Rumpf aus den Brettchen gelöst und verputzt. Die Anzahl der Bauteile des Rumpfs ist sehr überschaubar und es dauerte daher gar nicht lange, bis diese erste Sektion des Modells Form annahm. Wenn ich konsequent mit Sekundenkleber arbeiten würde, wäre der Rumpf locker in einer Stunde fertig.

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Aber ich bin schließlich im Urlaub und leiste mir daher den Luxus, weitgehend mit Holzleim zu arbeiten und die Trockenzeiten mit anderen Annehmlichkeiten zu verbringen. Also gestattete ich mir eine Strandrunde, bei der ich feststellen konnte, dass die Ostsee selbst für mich olles Weichei angenehm warm ist.
So endet der erste Tag meiner Mission "Modellbauurlaub" mit einem fast fertigen Rumpf. Ich freue mich auf's Bett, 4:30 Uhr war doch verdammt früh...


Tag 2

Die Kinder der anderen Camper wecken mich zu fast gewohnter Zeit. Ich wehre mich aber noch eine Weile gegen den Gedanken, aufstehen zu müssen, auch weil ich mir nicht sicher bin, wie spät es wirklich ist. Nun, es ist Urlaub und wir, also Hund und ich, räkeln uns langsam wach. Dann beginnt ein Ritual, das in den nächsten zwei Wochen regelmäßig so ablaufen wird: Anziehen, Kaffee ansetzen, mit dem Hund in die Heide (für die Morgenwurst), Brötchen holen und eine Stunde frühstücken! Zwischendurch habe ich natürlich schon einen Blick auf das modellbauerische Werk von gestern geworfen und mich entschieden, die letzten Brettchen noch vor dem Strandgang anzukleben.

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Dank der guten Passungen ist das alles sehr entspannend und lässt jeden Gedanken an Fluchen (wie bei manch anderem Bausatz) erst gar nicht aufkommen. Die Seitenruderflosse ist auch verklebt und kann nun gemeinsam mit den anderen Teilen in Ruhe trocknen, während Marte und ich den Strand mit Leben erfüllen.

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Dort gibt es ebenfalls ein immer gleiches Spiel: Ich werfe die Steine ins Wasser und der Hund sucht nach ihnen. Dabei taucht dieser verrückte Köter immer wieder komplett unter und holt richtig fette Klammotten heraus, die dann fein säuberlich vor mir in den Sand gelegt werden. Aber der Brüller sind für die Dame von der Qualitätskontrolle (also Marte) zur Kugel geformte Sandklumpen, die ich ihr ins Wasser werfen muss. Da tickt sie richtig aus und schwimmt sogar hinterher, was sie sonst gar nicht so gern tut. Es ist wie bei Kindern: Erst wollen sie nicht rein ins Wasser, aber wenn sie dann einmal drin sind, wollen sie nicht mehr raus. Da mein alternder Leib nicht in der Sonne verbrennen soll, haben wir uns für Strandpause und eine zweite Baueinheit entschieden. Die bestand aus SCHLEIFEN! Ehrlich, ich hasse es, auch wenn es sein muss. Die durchaus gelungenen Formen des geschwungenen Rumpfes entschädigen schließlich für den vielen Staub.

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Aber es ist und bleibt eine Beschäftigung, die ich für entbehrlich halte. Da ich die Schleiforgie vor dem Wohnwagen veranstaltete, kamen auch schon die ersten Nachbarn, um zu erfahren, was ich da wohl baue.

Im Anschluss an die zweite Strandrunde (Ablauf siehe oben) suchte ich schon mal alle Teile der ersten Fläche zusammen und verputzte diese. Also ich habe sie nicht gegessen, eher verschliffen...
Das Zusammenstecken der Bauteile weckte die Vorfreude auf den nächsten Tag, denn auch hier passten die Hölzer perfekt ineinander.

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Da frage ich mich immer, warum das nicht bei meinem Bocian von Oldgliders genauso sein kann. Der ist auch gefräst, aber von Passgenauigkeit ist da einfach keine Spur, schade. Aber es geht hier ja um den EYECATCHER, der wirklich einer zu werden scheint.


Tag 3

Der Rattenfänger von Hameln muss über den Campingplatz gewandert sein. Mich haben an diesem Morgen nämlich keine Kinder geweckt. Da musste ich doch mal nachschauen. Es sind aber noch alle da und wir können frisch und ausgeruht den neuen Tag beginnen. Bis zum Mittag war die erste Flächenhälfte schon zu 80% zusammengeklebt.

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Die obere Wurzelbeplankung habe ich mit Holzleim aufgezogen, um mir (uns) ein Alibi für den Strand zu verschaffen.

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Wenn ich es so recht überlege, wie lange mich der Bausatz bisher beschäftigt hat, komme ich auf höchstens 5 bis 6 Stunden, einschließlich des Studiums der Anleitung und Vorbereitung der Bauteile.
Das riecht schon fast nach Fastfood, igitt. Also schnellstens ein Handtuch und die Leine gegriffen und...klar, ab an den Strand. An der Ostsee muss man das Wetter so nehmen, wie es ist.

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Das hat irgendwie Gemeinsamkeiten mit dem Alter. Da ist man auch für jeden schönen Tag dankbar, sagen zumindest die Alten...

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Am späten Nachmittag widmete ich mich den Endleisten und dem Randbogen. Viel Zeit ist damit nicht zu verbringen, da ich lediglich die Endleisten dem geschwungenen Verlauf der Fläche anpassen muss. Das geht recht schnell und die Teile werden entsprechend den Vorgaben der Anleitung verklebt. Natürlich wollte ich es jetzt wissen und habe die Fläche mal an den Rumpf gesteckt.

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Diese Passung ist einfach nur perfekt. Damit lobe ich mich ausdrücklich nicht selbst! Ich habe alle Bauteile lediglich nur zusammen gebrezelt und es passt halt. Das Lob geht also klar nach Österreich, danke Robert.
Vor Sonnenuntergang habe ich noch schnell die Teile der zweiten Fläche aus den Brettchen gelöst und somit den vierten Tag meiner Urlaubsbastelei vorbereitet.


Tag 4...

...beginnt mit einem immer wiederkehrenden Highlight der Ostseeküste, mit Regen. Es ist hier ja nicht die Frage, ob es regnet, sondern nur wann es regnet. Das Intermezzo ist aber schon nach dem Frühstück vorbei und ich stelle die Rippen der zweiten Fläche bereits bei schönstem Sonnenschein auf. Alles passt genauso perfekt wie beim ersten Teil, es geht nur etwas schneller. Ja, ich denke auch daran, nun eine linke Fläche zu bauen...
Zwischendurch bekomme ich Besuch von einem Camper, auch ein Modellbauer, dem ich ein Antennenkabel geliehen hatte. Natürlich tratschen wir erstmal. Oder sollte ich das besser "fachsimpeln" nennen? Wie auch immer, wir freuen uns über ein Gesprächsthema, das gemeinsame Hobby, und er sagt natürlich sofort zu, beim Erstflug den Werfer zu machen. Passt doch!
Die Dame von der Qualitätskontrolle meldet schon während der intensiven Unterhaltung deutlich ihren Bedarf nach Bewegung an. Also ab zur Strandrunde, heute schon mit mehr Wind und Wellen.
Am Abend ist das Modell noch nicht weiter fertiggestellt. Ich war wandern und hatte danach einfach keine Lust mehr.

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Tag 5

Rückblickend stelle ich fest: Heute habe ich fast den ganzen Tag gebastelt. Die zweite Flächenhälfte bekam ihre Steckung, die Beplankungen, Nasen- und Endleisten und einen ersten groben Schliff. Daneben habe ich die beiden Flächenservos auf den Deckeln installiert und die Störklappen provisorisch angelenkt, um zu schauen, wie das System funktioniert. Dann habe ich mich selbst belohnt und das Modell komplett zusammengesteckt. Ein schöner Anblick!

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Die geschwungenen Kurven des Modells finde ich wirklich sexy, machen Lust auf mehr...da hat Robert Schweißgut etwas wirklich Schönes geschaffen. Und wenn das Modell so fliegt, wie es aussieht, kann es nur Spaß machen. Aber ganz soweit ist es ja noch nicht. Morgen ist die große Schleiforgie angesagt. Ich hoffe, mich dazu aufraffen zu können.


Tag 6

Ich habe mich durchgerungen, zumindest ein wenig! Zwar begann der Tag sehr gemächlich, aber dann entwickelte sich die Sache in mehrfacher Hinsicht. Das Wetter besserte sich stündlich, wobei es auch am Morgen nicht wirklich mies war. Es schien halt nur keine Sonne. Aber der Nachmittag war dann wieder extrem gefährlich für Sonnenbrand. Das habe ich natürlich auch genutzt und ein paar Pigmente erhascht.
Geschliffen habe ich aber auch. Die Flächen sind nun zu 90% fertig, der Rumpf auch und die Seitenleitwerksflosse eh. Nebenbei habe ich noch die zwei letzten Servos auf die Deckel montiert. Dann müssen natürlich noch die Servokabel eingezogen und die Steckverbindung eingebaut werden. Das kommt aber erst morgen, dann also nach der Schleif- die Lötorgie. Naja, so eine richtige Orgie wird das wohl nicht, aber gemacht werden muss es ja bevor bespannt wird. Gestern hatte ich das Modell zusammengesteckt. Dabei wurde auch klar, dass eine Sicherung der Flächen in Form der Magnete gar nicht nötig sein wird. Die Wings sitzen so stramm, wenn auch nicht klemmend am Rumpf, dass die sich dort sicher nicht wegbewegen werden. Dann kommen noch die MPX-Stecker dazu, die auch nochmal gut festhalten werden. Da muss ich wohl eher schauen, wie ich die Flächen ohne Beschädigungen demontiere. Ich bin mit der Situation aber sehr zufrieden, denn die Flächen sitzen spielfrei und extrem passgenau am Rumpf. Habe ich schon erwähnt, dass ich mit dem Bausatz sehr zufrieden bin? Ja? Egal, ich schreibe es gerne auch noch einmal.


Tag 7

Wettermäßig begann der Tag echt bescheiden, also nass. In den frühen Morgenstunden donnerte es sogar und Marte zog es daher vor, sich in meinem Bett in Sicherheit zu bringen. Das wär nicht das Problem, wenn sie dabei nicht begonnen hätte, neben mir zu hecheln. Das raubte mir nun wieder den Schlaf und die Dame musste sich deshalb ans Fußende trollen.
Nach dem Frühstück nutzte ich das trübe Wetter, um den Lötkolben zu schwingen, was aber gar nicht so lange dauerte. Danach wurden die MPX-Stecker in Fläche und Rumpf eingepasst und die Leitungen in den Flächen verlegt.

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Somit war erst einmal alles getan, was vor dem Bespannen erfolgen musste. Damit hätte ich auch glatt losgelegt, wenn inzwischen nicht der Planet von oben gebrannt hätte. So wurde kurzerhand ein Handtuch geschnappt, der Hund geweckt und ab zum Strand gelatscht. Ein bis zwei Stündchen wollte ich den alternden Leib dann doch mal in die Sonne legen. Sonst fragen mich die Leute nach dem Urlaub noch, ob ich meinen Wohnwagen in der Tiefgarage geparkt hätte. Das tut ja nicht Not.

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Das Schönste am Strand hier oben ist das Fehlen von Massentourismus. Okay, die vielen Steine machen den Uferstreifen nicht zur ersten Adresse. Aber der Hund darf toben so viel er möchte und ich kann die Badehose im Schrank lassen. Das ist hier an der Ostsee ziemlich locker und ein leerer Strand hat schon eine starke erholsame Komponente.

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Trotz aller Tiefenentspannung wollte ich mich noch daran machen, die ersten Fetzen Folie auf das Modell zu bringen. Traditionell fange ich mit den Leitwerken an, was beim EYECATCHER aber nur 15 Minuten dauert. Für die Haube hatte ich mir zwar eine dritte Hand organisiert, bin aber mit dem Ergebnis trotzdem nicht zufrieden. Das Balsa ist zu weich. Es ist nicht möglich, die Folie um die Ecken zu bringen, ohne die Kanten rund zu machen. Das sieht nicht gut aus, ist bei der dreidimensionalen Wölbung aber kaum anders zu machen, wenn ich nicht Stückeln will. Und das wollte ich nicht. Nun gut, in erster Linie soll die Kiste fliegen, und das wird sie wohl auch. Vielleicht baue ich nochmal eine neue Kabinenhaube mit größerer Formtreue. Aber nur vielleicht. Den Rumpf hatte auch noch begonnen, bevor die Dämmerung und mein knurrender Magen zum Feierabend riefen. Ich liege aber gut in meinem selbst gesetzten Rahmen, das Modell bis zum Sonntag flugfertig zu machen.

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Heute war Freitag, ich habe also noch gut zwei Tage, um die beiden Flächen zu bespannen und das bisschen Technik einzubauen und das Modell einzustellen und auszuwiegen.
Also schreibe ich noch diese Zeilen und genieße den Abend, mache also Urlaub...


Tag 8

Wenn jemand denkt, das Modell sei mit dem Rohbau eigentlich schon fertig, dann träumt er oder hat schlicht noch nicht selbst gebaut. Es erstaunt auch mich immer wieder, wie viel Zeit beim Bespannen und Ausrüsten noch einmal ins Land geht. Ich habe heute beide Flächen in Folie eingeschlagen, etwas gelötet und die Servodeckel ebenfalls bespannt. Hört sich ja nicht viel an.

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Aber der Tag war schneller vorbei, als ich kieken konnte. Okay, wir waren natürlich nachmittags am Strand und haben Schaulaufen gemacht (ham wa natürlich nicht...), die restliche Zeit verbrachte ich im Vorzelt, also meiner Werkstatt. Das Mittagessen fiel aus, der Kaffee wurde nebenbei geschlürft und selbst beim Schwätzen mit dem Camper von nebenan habe ich weiter gewerkelt. Ich musste mich dann wirklich disziplinieren, abends alles in die Ecke zu stellen und mich um meine Dame von der Qualitätskontrolle zu kümmern. Die liegt zwar den ganzen Tag mit einer riesen Geduld auf dem Rasen vor dem Zelt….

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...aber irgendwann ist auch mal gut. Ich bin ja immer noch im Urlaub und nicht beim Wettkampf. Wobei, der Kampf am Strand mit den Wellen und den Steinen unter den Füßen war schon nicht schlecht. Wenn mich dabei jemand beobachtet hat, war ihm der Spaß sicher. Es war echt nicht einfach, ins Wasser zu kommen, ohne gleich waagerecht in der Brandung zu liegen.


Tag 9

So, heute war definitiv Endspurt angesagt. Ich hatte noch die Querruder zu bespannen und anzuschlagen, die Klappenservos einzubauen, Ruderhörner einzukleben, Antrieb und Empfänger zu installieren und die Leitwerksflosse anzubringen. Dann wurde die Anlage eingebaut, die Ruderwege eingestellt, der Schwerpunkt ermittelt und an die richtige Stelle verfrachtet.

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Das liest sich jetzt im Telegrammstil sehr schön schnell. Was? Der Tag ist aber auch schon vorbei...und ich war nicht ein einziges Mal am Strand! Gut, der Himmel war ab dem späten Vormittag bedeckt und nach dem Abendbrot regnete es. Also nix zum Bräunen des Luxuskörpers. Selbst Marte wollte nicht mehr so richtig raus und hat sich beim abendlichen Schwatzen im Vorzelt ganz still und heimlich in den Wohnwagen verpieselt und auf ihrer Decke eingerollt.

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ABER: Der EYECATCHER ist nun komplett flugfertig, die temporäre Werkstatt schon aufgeräumt, der Akku geladen. Und? Na, ich warte auf Flugwetter! Das kann ich aber nicht beeinflussen. Das heißt, das Warten kann ich schon gestalten, nur den Regen kann ich nicht abschalten. Das ist aber auch besser so. Ich schreibe also diese Zeilen, schaue etwas in die Glotze und gucke halt morgen früh wieder aus dem Bauwagen.

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Tag 10

Dieser erste Blick sah heute gar nicht sooo schlecht aus, wenn die recht stramme Brise nicht gewesen wäre. Ich habe also die Bude aufgeräumt, etwas Ostseesand aus dem Wohnwagen gesaugt und Geschirr abgewaschen, na ja, eben voll den Hausmann raushängen lassen. Da die Sonne sehr schön schien, der Wind aber noch immer blies, sind wir an den Strand. Da trieben sich nicht so viele Leute herum. Nur ein paar Harte machten einen auf Strandvormittag, der Rest sammelte Steine. Aber ganz ehrlich: Wenn der Wind pustet, ist es dort unten am Wasser echt laut! Das ist eigentlich voll die Lärmbelästigung und es wundert mich, dass noch niemand auf die Idee gekommen ist, Grenzwerte für den Geräuschpegel am Strand zu erlassen. Kommt aber vielleicht auch noch.

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Am EYECATCHER habe ich noch etwas Feintuning vorgenommen. Durch den Heißkleber an den MPX-Buchsen im Rumpf ließen sich die Flächen nicht ganz sauber bis an die Rumpfwand aufschieben. Hier habe ich mit dem Skalpell so lange alles weggeschnippelt und gekratzt, bis keine Kleberreste mehr im Wege waren. Jetzt liegen die Flächen wirklich sauber an. Beim Regler war noch die Bremse zu aktivieren und der Antrieb akustisch zu beurteilen. Er läuft aber in allen Drehzahlbereichen rund und ohne störende Nebengeräusche, bekommt also das Prädikat "sehr gut". Vom Gefühl her würde ich sagen, dass die Leistung ausreichen sollte, auch wenn das Modell damit nicht zur Rakete wird. Muss es aber auch gar nicht. Das Wiegen ergab ein Kampfgewicht von 1290 g, damit bin ich zufrieden.
Der geneigte Leser merkt schon, eigentlich sollte die Kiste endlich in die Luft. Ich muss mich aber noch in Geduld üben, das nervt!


Tag 11

Heute ist mal Urlaubs- und Ostseepause. Ich hole heute meinen Sohn von zu Hause ab, um ihn zum Flughafen zu bringen. Er will sich ein knappes Jahr lang in Australien herumtreiben, dort arbeiten und sich das Land anschauen. Da ist es schon klar, dass ich vernünftig "Tschüss Großer" sagen will. Zwar habe ich grundsätzlich kein Problem damit, dass er sich die Welt anschauen möchte. Aber wenn die Kinder flügge werden, ist das ja doch schon ein Schritt im Leben, der so nicht wieder kommt. Ich könnte auch feststellen: Ich werde alt!

Ich finde es beeindruckend, wie selbstbewusst und mutig die jungen Leute solche Projekte angehen. Da ist sicherlich auch ein wenig Naivität bei, aber egal. Fakt ist, dass sie (er) über den Tellerrand schauen wollen, und zwar ohne, dass ständig so ein klugscheißender Erwachsener super schlaue Lebensweisheiten zum Besten gibt.
An so einem Tag darf also der Urlaub und auch die Modellfliegerei gern in den Hintergrund treten, oder?


Tag 12

Um 8:00 Uhr wecken mich spielende Kinder und die Strahlen der morgendlichen Sonne. Och, denke ich, raus aus dem Bett und den Tag genutzt.
Seit 10:00 Uhr sitze ich in der Wohndose, es schifft ohne Ende. Der Fernseher läuft und ich schaue nebenbei alte Urlaubsbilder an. Der Erstflug muss noch etwas warten, der Strand heute auch. Ich hoffe nur, dass das olle Wasser schnell vorüber zieht. Das macht es aber nicht, es regnet echt den ganzen langen Tag! Da will nicht mal der Hund ernsthaft vor die Tür.

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Tag 13

Ich habe beschlossen, einen Tag früher nach Hause zu fahren, um meine Liebsten vom Bahnhof abholen zu können. Sie fehlen mir doch ganz schön. Da sich die Witterung heute von einer netteren Seite zeigt, beginne ich nach dem Frühstück gaaanz langsam mit dem Zusammenpacken der Ausrüstung. Nach dem vielen Regen war das Vorzelt doch ziemlich schmutzig und vor allem Nass. Es ist also etwas Arbeit angesagt.

Na ja, der Tag hat sich jedoch dann ganz anders als erwartet entwickelt.
Als ob der Wetterchef etwas Wiedergutmachung betreiben wollte, klarte das Wetter immer mehr auf und wir warfen alles hin, um eine gepflegte Strandrunde zu laufen.

Wir waren noch keine Stunde zurück, da brannte doch tatsächlich der Planet schon von oben (also es war wolkenlos). Jetzt gab es natürlich kein Halten mehr und wir beide stürzten uns am Strand in den Sand und ins Wasser. Das tat gut.

Am späten Nachmittag waren meine Aufräumarbeiten dann soweit fertig, dass ich mal einen vorsichtigen Blick zu den Baumspitzen wagte, denn da war ja noch was offen, der Erstflug. Und es hatte sich doch tatsächlich perfektes Erstflugwetter eingestellt.
Wenig Wind, klare Sicht, geladener Akku. Also nebenan Bescheid gegeben, alles schnell und vor allem unauffällig zusammen gesucht und ab auf die Wiese. Warum unauffällig? Nun, es hatte sich inzwischen bei einigen Campern herumgesprochen, dass ich da etwas gebaut habe, was noch fliegen sollte. Ich hatte aber ehrlich keine Lust auf viel Publikum, nicht beim Einfliegen. Es ging dann alles recht schnell und unspektakulär.
Das Modell war ja eingestellt und gecheckt, der Akku voll und ich konzentriert. Wir machten drei Gleitflüge und schalteten beim vierten Versuch den Motor dazu. Der EYECATCHER flog mit minimal zurück verlegtem Schwerpunkt ohne erkennbares Eigenleben davon, ließ sich angenehm steuern, war aber auch viel schneller unterwegs, als ich es erwartet hatte. Ich drehte einige Runden, testete die Klappen und das (nicht vorhandene) Abreißverhalten, machte zwei Zwischenlandungen und freute mich sehr über den wirklich gelungenen Abschluss der Mission, vor allem aber über ein wunderschönes Flugbild.
Ich werde zu Hause weiter testen und einstellen, da er auf die Ruder noch zu träge reagiert sowie Schwerpunkt und Klappentrimmung noch nicht ganz perfekt zusammenpassen. Darüber schreibe ich aber im Thread des EYECATCHERs. Fakt ist jetzt schon, dass das Modell super gut fliegt, wenn es richtig eingestellt ist. Da muss man mit Bedacht und Gefühl rangehen, sonst wird es nichts. Insofern sollte man schon etwas Erfahrung und Geduld mitbringen, sonst lassen sich die Beobachtungen nicht richtig einordnen. Aber die Mühe lohnt sich auf jeden Falle!

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Mein EYECATCHER in Daten:

Spannweite:226,5 cm
Länge:77 cm
Gewicht:1290 g
Motor:Joker 2830-12, 980 KV
Regler:Turnigy Plush 25 A
Propeller:10'' x 6'' Aeronaut Klapplatte, 42 mm Alu-Turbospinner
Akku:Turnigy, 3S 2200 mAh, 20C


Noch was?
Dieser Urlaub war für mich schon etwas zwiespältig.

Einerseits war der Erholungswert in jedem Falle ziemlich hoch. Es gab keine Pläne, keine Termine, keinen Druck! So muss Urlaub sein.

Andererseits ist Urlaub ohne Familie auch doof. Wenn sie nicht da ist, merke ich erst, wie lieb ich sie habe. Das muss ich im nächsten Jahr echt wieder gemeinschaftlicher organisieren.

Die Beschäftigung mit dem sehr schönen Bausatz von Robert Schweißgut hat irre Spaß gemacht. Ich würde hier ohne Abstriche sagen, dass Modell und Bausatz optimal durchkonstruiert sind. Es werden keine entscheidenden Details dem Erbauer überlassen, der Konstrukteur hat eben wirklich bis zu Ende gedacht. Das ist leider lange nicht bei allen Bausätzen so, auch wenn es wünschenswert wäre. Die Passgenauigkeit ist für Holzteile erstaunlich, da diese naturgemäß immer gewisse Toleranzen haben. Die Bauanleitung ist für einen erfahrenen Modellbauer völlig okay. Hier gibt es auch klare und deutliche Anmerkungen zur Einstellung und zum Einfliegen des Modells. Ich würde jedem noch so "alten Hasen" raten, dem Konstrukteur zu vertrauen und nicht alles besser wissen zu wollen. Und ich würde meinen Anus verwetten, dass alle im Forum beschriebenen Probleme mit dem EYECATCHER hausgemachter Natur sind. Das gibt nur niemand zu…

Wenn ich jetzt doch noch meckern wollte, würden mir nur Kleinigkeiten einfallen. Die Endleisten sind zum Beispiel relativ spitz auslaufend und damit empfindlich. Ich habe mich entschieden, das so hinzunehmen und entsprechend sorgsam mit dem Modell umzugehen. Der Klotz für die Kabinenhaube aus Vollbalsa ist meiner Meinung nach ein fertigungstechnischer Kompromiss. Ich musste die Haube von innen etwas aushöhlen, um Platz für die Akkukabel zu schaffen und das Material ist mir zu weich. Aber wie heißt es immer so schön: Das ist Meckern auf ganz hohem Niveau und somit durchaus entbehrlich.

Mir hat der ModellBAUurlaub jedenfalls sehr viel Spaß bereitet, auch wenn ich im Moment nicht sagen könnte, ob ich dass in dieser Form noch einmal machen wollte. Ich hoffe, das Lesen der Zeilen regt euch an, im Hobby auch mal neue Sachen auszuprobieren. Es lohnt sich bestimmt, denn auch einige andere Camper hier hatten somit interessante Gespräche, Erlebnisse und Inspirationen. Es war also kein ganz egoistisches Unternehmen.

PS:
Es ist mir bis zum Fertigstellen dieses Beitrags nicht gelungen, einen potenten Fotografen mit zum Flugplatz zu locken. Daher kann ich leider noch keine Flugbilder präsentieren, würde dies aber im Thread des EYECATCHERs nachholen.

In diesem Sinne: Holm- und Rippenbruch!
 
Es hat mir sehr viel Spaß gemacht diesen toll geschriebenen Bericht zu lesen.
Und das nicht nur wegen des schönen Modells.
Ich wünsche dir für alles was du dir vornimmst viel Erfolg und natürlich auch die (öfters) hilfreiche Portion Glück.

Gruß Frank
 
Sehr schöner und unterhaltsamer Artikel. Ich dachte mir beim lesen, wir haben hier richtige schriftstellerische Talente.

Würden solche oder ähnliche Artikel in unseren Fachzeitschriften abgedruckt werden, könnte ich mich evtl. durchringen wieder eine Abonnent zu werden.
 
Gute Entscheidung an die Ostsee zu fahren...aber (nur meins und meine ganz persönliche Meinung und keine Wertung, die steht mir nicht zu) ohne meiner Frau, ein absolutes no go - wäre für mich der Anfang vom Ende. Nicht das ich ohne meine Frau nicht auskäme, wir sind auch erst 30 Jahre verheiratet, aber dazu macht Ihr die ganze Modellflugmaterie und -atmosphere auch selbst zuviel Spaß. OK ich bin, in der für mich, glücklichen Lage beides verbinden zu können.
Ja Fliegerassel ein interessanter und kurzweiliger Bericht mit einem interessanten Modell und schönen Bildern. Dein Urlaubsfeeling kam richtig gut rüber. Es hat Spass gemacht den Bericht zu lesen. Dafür danke ich Dir. Gerne mehr davon. Das Modell trägt seinen Namen zu Recht und Du hast es ausgezeichnet umgesetzt bzw. erbaut.
 
Moin Männers,

vielen Dank für die positiven Rückmeldungen. Ich freue mich, dass euch meine Zeilen gefallen haben.
Zum getrennten Urlaub:
Klar ist das nicht schön und es wird sicher nicht der Regelfall werden. Aber in einer funktionierenden Beziehung muss man auch mal getrennte Wege gehen dürfen. Und ehrlich: Eine Bettenburg mit eigenem Strand, Liegen am Pool und so andere Sachen ist für mich absoluter Supergau. Dort würde ich eingehen wie eine Priemel oder den ganzen Tag mit schlechter Laune herumrennen. Ich würde die früh am Morgen ausgelegten Handtücher auf den Liegen alle ins Wasser werfen und andere Gemeinheiten aushecken...
Und mal davon abgesehen, dass die südlichen Länder gar nicht mein Ding sind, könnten mich keine 10 Pferde in eine Region bringen, wo regelmäßig Bomben hochgehen, Volksgruppen bekämpft werden und gerade ein Militärputsch gescheitert ist. Von dem her bin ich glücklich, dass alle wieder gesund zu Hause angekommen sind...

Auch wenn man mit dem Thema viele Seiten füllen könnte, würde ich vorschlagen, wir erfreuen uns an den sich vermehrenden Eyecatchern, die sind so herrlich unschuldig.

Gruß Mirko
 
Hallo Mirko,
Was mich jetzt noch interessieren würde, da ich selbst gerade an der Ostsee Urlaub mache,
Wo findet man diese schönen, verlassenen Strände? Oder hab ich was überlesen?
Wir, meine Frau vier Hunde und ich, sind in Pepelow angefangen und haben uns bis Greifswald ostwärts gearbeitet und überall sind Menschenmassen an den Stränden unterwegs.
Abgesehen davon war das ein wirklich schöner Bericht über einen sehr individuellen Urlaub, wie ihn sicher noch nicht viele von uns gemacht haben.
Danke dafür, Ralf
 
Danke Mirko für den Reisebericht mit angehängter Baudoku. Man fühlte sich beim Lesen wie mittendrin dabei.

...Liegen am Pool und so andere Sachen ist für mich absoluter Supergau. Dort würde ich eingehen wie eine Priemel...

Ich kann das irgendwie gut nachvollziehen :D

Dagegen helfen:
- eine südliche Gegend mit riesigen weitgehend leeren Stränden aufsuchen - da braucht es keine spießigen Handtücher und das gibt es auch in Europa
- das Flug-Spielzeug gleich fertig gebaut mitnehmen und dort abwechselnd allein im hügeligen Hinterland fliegen und am Strand mit der Familie baden gehen (ich schulde da noch die Fertigstellung eines dazu passenden Bauberichts... Übrigens auch ein Nuri.)

Resultat: optimale Urlaubserholung für alle!

Thomas
 
Hallo Mirko,
Was mich jetzt noch interessieren würde, da ich selbst gerade an der Ostsee Urlaub mache,
Wo findet man diese schönen, verlassenen Strände? Oder hab ich was überlesen?
Wir, meine Frau vier Hunde und ich, sind in Pepelow angefangen und haben uns bis Greifswald ostwärts gearbeitet und überall sind Menschenmassen an den Stränden unterwegs.
Abgesehen davon war das ein wirklich schöner Bericht über einen sehr individuellen Urlaub, wie ihn sicher noch nicht viele von uns gemacht haben.
Danke dafür, Ralf

Erstmal an den TE: Super Bericht! Da fühlt man(n) sich - wie schon geschrieben - "mittendrin" incl. der Zwiegespaltenheit des "Getrennturlaubs".

@Ralf: Auf Rügen gibt es da schon noch ein paar Ecken ohne massenhaft Leute. Wenn ich die Fotos anschaue, würde ich auf Mönchgut (Thiessow) tippen.
 
Toller Bericht. Davon hätte ich gerne mehr. Das liest sich auch nach 8 Jahren noch wunderbar und Mann fühlt sich selbst etwas in den Urlaub versetzt.
 

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