Bin noch Antworten schuldig...
Bin noch Antworten schuldig...
Hallo,
inzwischen haben mich einige PN’s erreicht, daher möchte ich doch noch einmal zu dem Thema schreiben.
Ich habe die Feiertage nutzen können, um eine Raphia-Fläche zu bauen (...aus einem „Belastungstest“ nach 300m Sturzflug war ein simpler Zaunpfahl als klarer Sieger hervorgegangen
).
Bei dieser Gelegenheit habe ich ein paar Bilder zu meiner Methode der Biax-Verarbeitung machen können.
Vorab noch:
Nein, der Aufwand für meine Vorrichtung lohnt sich nicht für ein paar Flächen, in meinem Hobby lasse ich aber gerne schon mal die Aufwand/Nutzen-Rechnung außen vor.
Es gibt sicher andere Methoden, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, evtl. lässt sich der eine oder andere ja zu eigenen Lösungen anregen, und schreibt dazu ein paar Worte...
Zunächst möchte ich ein wichtiges Prinzip beschreiben:
Wer schon einmal Biax– oder Gewebezuschnitte in diagonaler Ausrichtung verarbeitet hat, wird den Ziehharmonika-Effekt kennen- und verfluchen gelernt haben.
Ein Beispiel:
Ich fertige die Verbindertaschen nicht mehr aus Schlauch, sonder umwickle den Dummie ebenfalls mit einem Zuschnitt aus Biaxgelege, unter 45°.
Vorteil: ich kann jede gewünschte Schichtstärke erzielen, das Zeug ist sehr günstig, und ich kann millimetergenau an die markierte Wurzelebene herangehen, ohne nachträglich umständlich mit der Schere zuschneiden zu müssen ( unser Raphia-Verbinder ist z.B. 35 x 17mm an der Wurzel, früher habe ich den verwendeten Schlauch nie schön stramm und passgenau da drauf bekommen).
Mein erster Versuch, den Dummie stramm mit Biaxgelege zu umwickeln, ging gründlich schief, der Zuschnitt zog sich endlos in die Länge.
Ich habe das dann folgendermaßen gelöst:
Ich tränke zuerst eine dünne Lage Glas-Leinengewebe (50g/m² reicht) mit der Ausrichtung 0°/90°auf Folie, für unseren Verbinder einen Zuschnitt von 330 x 150mm groß.
Darauf lege ich unter 45°/45° einen Zuschnitt C-Biaxgelege in 270 g/m² (von dem Zeug haben wir reichlich...
).
Der Zuschnitt ist so bemessen, dass ich sicher 3 mal umwickeln kann, plus ca. 20mm Zugabe.
Diesen Zuschnitt hebe ich nun an einem Rand an (dazu lege ich hier vorher einen schmalen Folienstreifen unter die erste Gewebelage, erleichtert das Anheben), um das Laminat sauber passgenau an den Dummie zu legen. Dann kann damit begonnen werden, den Dummie einzuwickeln, durch seitlichen Zug am Dummie geht das schön stramm, der Zuschnitt lässt sich nicht so leicht seitlich von der Folie ziehen. Durch das 0°/90° liegende dünne Glasgewebe bleibt der Zuschnitt auch bei kräftigem Zug formstabil, es gibt keinen Ziehharmonika-Effekt.
Zum Schluss umwickle ich das Ganze noch stramm mit einem Kevlarroving.
Die Sache dauert auf keinen Fall länger als zuvor mit Schlauch.
Gelege-Zuschnitt
Fertige Verbindertasche
Dieses Prinzip wende ich auch beim Einwickeln der Holmstege an, das
ist schon die halbe Miete!
Im Folgenden beschreibe ich den Ablauf und Aufbau für unsere Raphia (ca. 3m Spannw., ausgelegt für Ca max. 1,1 bei 300Km/h, mit 5 Kg).
Ich habe mir vor Jahren für unser 6m Ventus-Projekt eine Vorrichtung gebaut, in der bis zu 1,7m lange Holmstege aufgebaut werden können.
Diese Vorrichtung besteht aus zwei 60mm hohen Leisten, von denen eine „weich“ und verschiebbar ist. Diese Leisten sind auf der Nutzfläche nachgiebig gepolstert und mit dicker, acetonfester Folie belegt.
Die Funktion besteht darin, dass die Leisten auf einen Abstand gebracht werden, der so bemessen ist, dass sich die einzelnen Depronstege horizontal stramm nacheinander von oben zwischen die Leisten drücken lassen, der Zuschnitt aus Biaxgelege wird dabei jeweils dazwischen gelegt.
Zum Schluss liegen abwechselnd Depron und Laminat glatt aufeinander.
Dieses Paket kann dann vorläufig durch Nadeln, die im Abstand von ca. 10cm eingesteckt werden, zusammengehalten werden.
Dann öffne ich die Vorrichtung, und wickle das Paket stramm mit Zwirn oder Roving ein, dann können die Nadeln entfernt werden.
Die Zuschnittgröße und die Belegung, ebenso die Anzahl der Depronstege, ergeben sich aus der jeweiligen Holmauslegung.
Es kann hilfreich sein, nicht einen langen Zuschnitt zu machen, der über die ganze Länge der Stege reicht, sondern mehrere Zuschnitte mit etwas Überlappung nebeneinander zu legen.
Prinzipiell kann als Stegmaterial nach diesem Prinzip Glas oder Carbon verarbeitet werden. Die Belegung kann einfach angepasst werden, indem verschiedene Grammaturen, oder zum Teil mehrere Lagen gleicher Grammatur verarbeitet werden.
Der Zuschnitt für unsere Raphia besteht aus 50g Glas-Leinengewebe unter 0°/90°, und einer bzw. 2 Lagen C-Biaxgelege 270g unter 45°/45°
Meine Vorrichtung ist so gestaltet, dass ich den Abstand der Leisten an sechs Stellen einstellen kann, und die Leisten durch schwenken der Anschläge schnell geöffnet oder geschlossen werden können, das Ganze kann auch erheblich einfacher aufgebaut werden...
Ich habe auch schon etwas kürzere Pakete ohne jede Vorrichtung auf einem glatten Tisch gewickelt, wie eingangs für die Verbindertasche beschrieben, das hängt vom Geschick ab...
Ich hoffe, die folgenden Bilder ersetzen die fehlende Beschreibung:
Vorrichtung, Oberseite und Unterseite:
Demo-Aufbau trocken in 4 Schritten:
Entstehung Raphia-Steg:
fertiger, eingelegter Raphia-Steg:
Das fertige Stegpaket habe ich direkt vor dem Einlegen gewogen, Gewicht 79g.
Die Vorteile dieser Methode aus meiner Sicht noch einmal kurz zusammengefasst:
-Die einzelnen Laminatstege liegen sauber senkrecht.
-Die Fasern liegen exakt in 45°, bei Verwendung von Schläuchen weicht dieser Winkel je nach Kombination aus Schlauch-Durchmesser und Steghöhe erheblich davon ab.
-Ich habe mal Versuche mit verschiedenen Laminataufbauten mit Stützstoff für Schalenflächen gemacht, dabei habe ich festgestellt, dass die Druck- bzw. Beulfestigkeit von Laminaten aus Gelegen deutlich höher ist, als von Geweben vergleichbarer Grammatur.
-Biaxgelege ist rel. günstig, speziell die leichten C-Schläuche sind eine teure Angelegenheit.
Falls das jemand testen will, wünsche ich viel Erfolg!
Grüße
Gregor