Ich habe nochmal über das Prinzip nachgedacht und glaube es nun zu verstehen. Viele Erklärungsansätze erwähnen nämlich den entscheidenen Punkt gar nicht oder nur beiläufig:
Da das Flugzeug, wenn es aus dem "Windschatten" die Grenze zu der Zone höherer Windgeschwindigkeit überschreitet, quasi plötzlich quer von der Unterseite angeblasen wird, erfährt es aufgrund der Masseträgheit auf das Flugzeug-koordinatensystem bezogen einen erzwungenen Abtrieb, der in Speed umgesetzt wird, so wie ein Segelboot, das hart am Wind segelt und dadurch mehr Fahrt aufnehmen kann als die Windgeschwindigkeit. So wie durch Speed Auftrieb erzeugt wird, so kann durch Abtrieb Speed erzeugt werden. Etwa so, als ob bei normalem Segelfug ein Riese von oben mit dem Daumen auf das Flugzeug drücken würde - nur dass es hier 1. horizontal und 2. der Wind ist, der auf das Flugzeug drückt und nicht umgekehrt. Dadurch erhöhrt sich bei jedem Zyklus die kinetische Energie eine wenig, bis die Verluste und der Gewinn im Gleichgewicht sind.
Hallo Erdie,
wenn das Flugzeug bzw. die Flügel plötzlich schräg von unten angeblasen werden, kommt das einer Erhöhung des Anstellwinkels gleich und dann ist der Auftrieb höher, anstatt dass ein Abtrieb erzeugt wird. Ich halte Deine Überlegung für falsch. Der Flieger wird nach meiner Meinung nicht quer angeblasen sondern von vorne/unten. Außerdem kenne ich aus der Praxis die Situation in der mein Flieger in einen Abwind gerät. Dann ist auf einmal die Fahrt raus und die Kiste fliegt wie ein welkes Blatt, sodass ich drücken muß. Das ist etwas ganz anderes als beim DS.
Der Energiegewinn beim DS rührt aber daher, dass die im Flieger gespeicherte kinetische Energie (bezogen auf Grund) jedes mal beim Durchfliegen der Grenzschicht einer Windscherung, also 2 mal im Kreis, mit auf die andere Seite hinüber mitgenommen wird und sich die Geschwindigkeit dabei gegenüber der durchflogenen Luft gleichzeitig jedesmal erhöht, (Verluste mal außer Acht gelassen).
Beispiel: Der Segler fliegt mit 30 km/h mit dem Wind der mit 40 km/h unterwegs ist und fliegt damit über Grund 70 km/h. Jetzt durchquert er die Grenzschicht zum ersten mal und fliegt in stehender Luft (und über Grund) mit 70 Km/h weiter (= 40 Km/h Geschwindigkeitszuwachs in der Luft), dreht um und fliegt wieder zurück in den 40 Km/h schnellen Wind, der dem Flieger aber jetzt entgegen kommt (zweites Passieren der Grenzschicht). Danach hat der Flieger jetzt 110 Km/h gegenüber der Luft drauf (Geschwindigkeitszuwachs in der Luft = wiederum 40 Km/h), gegenüber Grund immer noch 70 Km/h. Jetzt dreht der Flieger wieder um und hat nun über Grund bereits 150 Km/h drauf und das Spiel kann von vorne beginnen. In jedem Kreis erhöht sich also die Fluggeschwindigkeit des Seglers gleich zwei mal um die Windgeschwindigkeit (Verluste vernachlässigt), hier also in jedem Kreis um 80 Km/h.
Eigentlich ganz einfach zu verstehen, finde ich.
Die Verhältnisse beim Segelboot sind gänzlich anders. Die höhere Geschwindigkeit rührt hier daher, dass sich das Boot (auch) quer zum Wind bewegt.
Gruß
Joachim
Edit: Ich habe noch mal nachgedacht: Sicher ist es auch möglich, dass der Flieger bei hoher Geschwindigkeit in starker Schräglage die Grenzschicht durchfliegt und dann möglicherweise auch kurzfristig etwas schräg angeblasen werden könnte. Das ist jedoch meiner Ansicht nach eher leistungsvermindernd und für den oben beschriebenen Energiezuwachs nicht Voraussetzung. Der findet auch statt, wenn der Flieger die Grenzschicht auf gerader Bahn durchfliegt.