Ich hab mal ein paar typische Klappenmischungen simuliert wie ich sie bei der Ho IIIe und der Ho XII fliege und versuche zu erklären warum das auch funktionieren soll. Die Ausschläge sind als relative Mischungen zu sehen, die absoluten Werte müssen erflogen werden, denn die Mischungen zueinander passen aus dem Ranis heraus in der Praxis nicht genau.
Zunächst zur Ruderaufteilung. Die Hortenflugzeuge sind bei den Rudern bezüglich Aufteilung und Mischung empfindlicher als Leitwerksflieger weil alles über induzierten Widerstand und Interferenzwiderstände im Flügel gesteuert wird. Kein Seitenruder kann das Gieren unterstützen und kein Winglet das negative Wendemoment dämpfen.
Um eine Kurve zu fliegen muß ich also versuchen am kurveninneren Flügel viel und am kurvenäußeren Flügel wenig Widerstand zu erzeugen. Gegen das negative Wendemoment ist der Hortenflügel außen auftriebsentlastet, je weiter außen umso mehr. Also hat ein Ruderausschlag umso weniger Einfluß auf den negativen Wendemoment je weiter außen er erfolgt. Allzu tiefe Ruder innen sind eher ungünstig und weil die Form der Parabola am inneren Ruderende bei der alten Aufteilung auch noch einen ziemlich langen Ruderspalt hatte mußte das innere Ruderende weiter nach außen.
Kürzere Ruder außen sind gut gegen negativen Wendemoment, deshalb hab ich die Trennung der inneren und äußeren Klappen ebenfalls weiter nach außen gelegt. Man darf aber nicht nur mit den äußeren Klappen steuern, weil man mit den dann notwendigen großen Ausschlägen das Profil leicht überlasten kann.
Ich nenn jetzt mal zur Vereinfachung die inneren Klappen "Wölbklappen" und die äußeren Klappen "Querruder" obwohl dies bei der Parabola nicht ihrer Funktion entspricht.
Die erste Mischung heißt "MischungRechtskurve" und ist bei mir der Flugzustand "Thermik". Das kurveninnere Querruder wird stark nach oben ausgefahren, die kurveninnere Wölbklappe bleibt im Strak. Damit erhöht sich über den induzierten Widerstand und den großen Klappenspalt die Widerstandsbilanz des kurveninneren Flügels. Das Querruder und die Wölbklappe des kurvenäußeren Flügels werden beide mit gleichem geringem Ausschlag nach unten gefahren. Das stellt das Momentengleichgewicht um die Querachse wieder her und erhöht den induzierten Widerstand des kurvenäußeren Flügels nur wenig, wegen kleiner Klappenspalte ist auch der Interferenzwiderstand gering. In der Simulation ist der CA so eingestelt, dass er gegenüber dem Geradeausflug gleich bleibt, aber ein etwas größerer Ausschlag des kurveninneren Querruders (ziehen entsprechend einer Queruderdifferenzierung zu höherem CA) unterstützt das einleiten der Kurve.
Die nächste Mischung heißt "MischungSeiteRechts" und ist nichts anderes als einseitig Butterfly. Durch Ausschlag des kurveninneren Querruders nach oben und der kurveninneren Wölbklappe nach unten wird der induzierte Widerstand einseitig stark erhöht, während er am kurvenäußeren Flügel gleich bleibt. Damit giert der Flügel fast ohne Rollen in die gewünschte Richtung: ein wirksames Seitenruder ohne Seitenleitwerk
Die nächste Mischung heißt SpeedRoll und sollte eigentlich nur funktionieren wenn man schnell fliegt und das CA-abhängige negative Wendemoment dadurch sehr gering ist. Weil es aber eine Roll-Gier-Kopplung gibt, ohne die eine Horten sowieso nicht steuern könnte, wirkt das auch im Langsamflug. Dabei schlagen die Querruder ganz normal aus und die Wölbklappen sind gleichsinnig mit etwas weniger Ausschlag zugemischt. Diese Mischung ist für schnelles Rollen und Kurvenflug auf dem Rücken gedacht, wenn die Thermikmischung sonst zu viel Giermoment erzeugt. Auf dem Rücken sollte man eh nicht mit der Thermikmischung fliegen weil die Überlagerung mit dem notwendigen Tiefenruderausschlag gern zu frühen Strömungsabrissen führt, zumindest bei meiner Ho XII. Mit dieser konventionellen Mischung erzeugt man mehr Rollmoment und weniger Giermoment in Kurvenrichtung, der Flieger schiebt beim einleiten der Kurve zunächst mehr und erzeugt damit mehr Widerstand als bei der Thermikmischung.
Die letzte Mischung ist Butterfly. Es sind wegen der relativ langen Wölbklappen und im Verhältnis dazu kurzen Querruder nur geringe Ausschäge möglich ohne die Steuerbarkeit stark einzuschränken. Aber dafür bekommt die große Parabola Störklappen, sonst würde ich die Ruderaufteilung nochmal anders machen.
Die Prinzipien dieser 4-Klappensteuerung lassen sich auch auf Bretter und Wingletpfeile übertragen, sogar die Steuerung von Leitwerksmodellen läßt sich damit unterstützen wie Hartmut Siegmann auf seiner Seite in dem Link weiter vorne beschrieben hat. Im Ranis kann man die Wirkung der Ruderaufteilung und Klappenmischung überprüfen indem man das minimale Stabiltätsmaß miteinander vergleicht bei dem der Gierpfeil bei den verschiedenen Mischungen verschwindet. Leider ist die Wirkung in der Simlation nicht immer so gut zu erkennen, so auch bei der Parabola, aber in der Praxis ist die Wirkung stärker (auch in die andere Richtung wenn was falsch ist
)