Also, bei uns im Verein (65 Mitglieder) gibt's außer mir ( alter Sack mit 47J., seit 7J. Modellflieger) sogar noch zwei Selbstkonstruierer (beide sind seit über 40 bzw. 50 Jahren aktive Konstrukteure, u.a. F5B 10 Zellen- Klasse)!
Gut, wenn man unter 66J. die Grenze zieht, ja dann stehe ich allein da!
Zugegeben, der Genuss, ein selbst konstruiertes Unikat mit besonderen Finessen der ungläubig staunenden Kollegenschar zu präsentieren und das besondere Flugerlebnis zu genießen
ist absolut nicht zu toppen, aber der Weg dahin ist gerade heute steinhart!
Der Konstruktionsaufwand ist auch mit CAD sehr hoch, ohne passende CNC- Fräse (zu teuer für die geringe Nutzungsfrequenz als Laie, der keine kommerziellen Ambitionen hat) kann man auch die Vorteile des CAD nicht richtig auskosten. Die Ersparnis gegenüber einem ähnlichen ARF- Modell aus Fernost ist bestenfalls Null, denn für den Preis des ARF- Modells bekommt man manchmal gerade so das Rohmaterial im deutschen Fachhandel (und rennt sich noch die Hacken ab!), verbrauchtes Benzin ist sowieso außen vor!
Warum sind trotzdem 80% meiner Modelle ARF oder mit gekauften Rümpfen oder Flächen aufgebaut?
Die Zeiten sind vorbei, wo der Papa in der freien Wirtschaft nach 35 Stunden Wochenarbeitszeit seinem geregelten Hobby nachgehen kann, 50 Stunden sind keine Seltenheit, gearbeitet wird im Umkreis von 100km oder noch mehr (ja, ich z.T. auch). Abends ist man garnicht zuhause oder die Familie nimmt einen in Anspruch (ohne Eigeninitiative kommen die "Kindlein" heute nicht mehr gescheit durch Schule, Ausbildung und Studium!) und die (hoffentlich emanzipierte, wir wollen ja nicht zurück in die Steinzeit!) Frau, die einem wirklich alles abnimmt, was nicht Arbeit oder Hobby heißt muß auch erst noch konstruiert werden!
Lasst uns mit uns selbst ehrlich sein, man kann nicht Alles haben (das hat Euch sicher schon lange niemand erzählt, weil is' ja geschäftsschädigend!). Wer heutzutage noch selbst konstruieren und das dann auch fliegen will (manche fliegen aus Zeitgründen nicht mal mehr selbst!), der muß Kompromisse eingehen!
Den Job aufgeben, professionell konstruieren ist sehr riskant!
Als Altjunggeselle bei Mama wohnen mag nicht jeder.
Den 0815- Job als Beamter, im öffentlichen Dienst oder in Großkonzernen, bei dem man sich ohne Anstrengung bis zum Ruhestand durchschlägt gibt es (hoffentlich!) auch nicht mehr.
Alle 2-3 Jahre eine Eigenkonstruktion in die Luft zu kriegen, da kann man eigentlich auch ganz gut mit leben (Gut Ding will Weile haben, in der Ruhe liegt die Kraft, "epochale Ereignisse fallen nicht im Halbjahresrythmus vom Band"), grad der letzte Spruch geht meinem Ego geschmeidig runter, wie lecker Sesam- Öl!
Also üben wir uns besser in Bescheidenheit und jammern nicht alten Zeiten hinterher (ich übertreibe natürlich!), als sich noch jeder Zweite Dank überschüssiger Freizeit zum Hobbykonstrukteur berufen fühlte!
Den gehassten Spruch meines Physikprofessors drück' ich Euch jetzt auch noch rein: "Viele fühlen sich berufen, doch nur wenige sind auserwählt"
Das ist doch wohl an Großkotzigkeit kaum zu überbieten? (Der war eindeutig in der Gesinnung ein Vor- 69er!)
So, nachdem ich jetzt in jedes Fettnäpfchen getappt bin (oder bin ich doch nicht so vonne Welt?), duck' ich erstmal ab!
Gruß Bernhard