Hallo Steve,
aufgrund aktueller Erkenntnisse im Kunstflugcamp schreib ich mal folgendes dazu.
Den Bing Vergaser kannst Du mal probieren, jedoch sind gerade diese Vergaser für eine erhöhte Empfindlichkeit gegen G-Kräfte bekannt. Die Walbros sind hier unkritischer.
Aber eigentlich geht es mir um dies:
In letzter Zeit hörte man häufiger vom "Federziehen" einerseits und auch vom Hochbiegen des Kipphebels andererseits.
Dazu solltest Du etwas nachprüfen. Das Nachbiegen des Kipphebels kann hilfreich, aber auch kritisch sein.
Wenn Du den Stahldeckel über der Membrane entfernst und dann ganz leicht auf die Membrane drückst, dann müsstest Du zunächst nur den Widerstand der Membrane spüren und dann erst den zusätzlichen Widerstand des Kipphebels.
Falls der Kippehebel innen aber bereits direkt an der Membrane anliegen sollte, könnten bereits geringe G-Kräfte dazu führen dass die Regelnadel nicht mehr ganz schliesst und die Überfettung ist vorprogrammiert.
Der Kipphebel darf nicht direkt an der Membrane anliegen !!!
Und noch etwas anderes zur Vergasereinstellung:
Sicherlich hast Du versucht Deinen Vergaser optimal einzustellen, dennoch auch hierzu ein paar Worte.
Die Einstellung der maximalen Drehzahl über die H-Nadel ist einfach zu machen. Üblicherweise sucht man die höchste Drehzahl und dreht dann die H-Nadel wieder 1/8 bis 1/4 auf. Diese "Sicherheitsmaßnahme" ist allgemeingültig und sicherlich bei Schleppmaschinen mit langen Vollgaspassagen auch ratsam.
Bei den heutzutage meist überpowerten Kunstflugmaschinen haben wir jedoch Vollgaszeiten selten länger als 30sec und hier kann eine kleine Maßnahme helfen, einen im Zwischengas zu fetten Vergaser etwas zu verbessern.
Wenn man die H-Nadel an der Stelle der höchsten Drehzahl noch 1/8 weiter zudreht, wirkt sich das auch bereits im Zwischengasbereich aus und so mancher bis dahin vor sich hin kotzende Motor hatte daraufhin ein deutlich verbessertes Laufverhalten.
Wie gesagt, dies ist keine allgemeingültige Einstellung des Vergasers, sondern nur in der beschriebenen Konstellation mit geringem Vollgasanteil anwendbar.
Ähnliches funktioniert auch im unteren Drehzahlbereich der L-Nadel Einstellung:
Prinzipiell sollte man den Motor auf 2000 oder niedriger drosseln und dann die L-Nadel langsam zudrehen. In den allermeisten Fällen wird die Drehzahl dann wieder etwas ansteigen, bis zum sogenannten Magerpunkt, und danach wieder abzufallen.
Die höchste Drehzahl ist die Grundeinstellung.
Nun gilt es als nächstes die Gasannahme zu prüfen, indem man den Gasknüppel zügig auf Vollgas bringt.
(Gegen den Knüppel schnipsen, d.h. schlagartig Vollgas geben ist meiner Ansicht nach nicht praxisgerecht).
An diesem Punkt gibt es nach meiner Erfahrung 3 Möglichkeiten:
1. Perfekter Vergaser:
Mit der Grundeinstellung nimmt der Vergaser unmittelbar Gas an, bzw. nach geringfügigem Öffnen der L-Nadel (bis 1/8 Umdr.) und läuft auch im Zwischengasbereich sauber mit feinfühliger stetiger Drehzahlzunahme.
Bei wem das so ist, kann sich glücklich schätzen !
2. Vergaser mit Abmagerungstendenz im Zwischengasbereich:
Hier wird der Motor nur widerwillig Gas annehmen oder sogar gleich ausgehen. In diesem Fall muss man die L-Nadel solange aufdrehen, bis eben die Gasannahme akzeptabel ist. Nachteil ist, dass der Motor dann im untersten Bereich zu fettes Gemisch verbrennen muss, unruhig läuft und nicht die niedrigste Drehzahl stabil erreichen kann.
Mehr als 1/2 Umdr. halte ich nicht für akzeptabel.
3. Vergaser mit Überfettungstendenz im Zwischengas:
Der Motor wird vermutlich bereits mit der Magerpunkteinstellung das Gas sehr gut annehmen, aber bei langsamem Gasgeben im Zwischengas sich trotzdem zäh verhalten.
In diesem Fall kann durchaus probiert werden, die L-Nadel über den optimalen Magerpunkt hinaus VORSICHTIG weiter zuzudrehen. Die Drehzahl wird dann zwar im Leerlauf etwas abfallen, dies kann aber leicht über 2 Zacken Trimmung ausgeglichen werden. Bedenken, dass der Motor aufgrund zu magerem Gemisch daran Schaden nehmen könnte, kann ich mir aufgrund der geringen Belastung im Leerlauf nicht vorstellen.
Was zählt ist, dass man eine Einstellung findet, die über einen großen Drehzahlbereich optimiert ist.
Dies sollte mal eine Einstellungsweise darstellen, die vielleicht noch nicht jeder ausprobiert hat.
Es kann nicht allgemeingültig sein und funktioniert sicher auch nicht in jedem Fall.
Es gibt bspw. auch solche Vergaserkrücken (Ausschuß ?) bei denen man die L-Nadel komplett schliessen kann, ohne dabei den Magerpunkt zu erreichen oder zu überschreiten. Hier würde ich zunächst einen identischen Vergaser zum Vergleich ausprobieren (um herauszufinden ob kein anderer Fehler am Motor vorliegt).
Schreibt mal Eure Erfahrungen mit den Einstellversuchen an den Vergasern und wie Ihr dann zu einer optimalen Einstellung gekommen seid.