Da wir uns bis jetzt ja fast ausschließlich nur theoretisch über das Thema unterhalten haben, war mehr Gefühl als Wissen im Spiel. Natürlich auch Erfahrungswerte ("setze Nylonschrauben schon seit vielen Jahren in Hotlinern ein" usw.), die erfolgreich waren. Aber ist das auf mein Beispiel übertragbar? Mein Opa pflegte zu sagen: "Wenn Du es nicht im Kopf kannst, probiere es mit den Händen aus". Da ein Test am echten Flieger nicht in Frage kam, baute ich mir eine primitve Nachbildung der Situation am Flieger:
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Die schmale Leiste soll die Höhenruder-Auflage sein, das Brett das HR. In zwei Metallhülsen werden Nylonschrauben eingedreht, genau wie beim echten Flieger:
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Eingespannt in eine Werkbank, begann ich am "Höhenruder" zu ziehen, erst vorsichtig, dann richtig kräftig. Mangels Zugkräftewaage sind meine folgenden Aussagen sehr subjektiv. Ich schätze mal, so zwischen 30 und 40 kg habe ich schon gezogen. Vielleicht auch mehr. Es hat sich nichts auch nur einen Millimeter bewegt. Sehr schön!
Dann habe ich ruckartig am Brett gezogen, so richtig kräftig. Es könnten gut und gerne 50 kg gwesen sein. Nach vier bis fünf solcher Mißhandlungen war deutlich Spiel zwischen dem Höhenruder und der HR-Auflage! Ich habe noch ein, zweimal ruckartig gezogen, dann kamen die Schrauben aus den Metallhülsen raus. Entgegen meiner Erwartung, daß sich die Köpfe verabschieden, stellte ich fest daß die Gewinde weggearbeitet waren:
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Solange das Höhenruder einer konstanten Kraft ausgesetzt ist (und die kann recht hoch sein!), halten die Dinger gut. Sobald die Schrauben kurzen, sehr heftigen Impulsen in Zugrichtung ausgesetzt sind, gehen das Gewinde nach und nach kaputt. Je mehr Spiel entsteht, um so mehr arbeitet das Material, bis es schließlich ausreißt.
Was sagt mir das nun? Nicht die Längsdehnung, über die schon paarmal gesprochen wurde, ist das eigentliche Problem, sondern das Gewinde. Hier ist die konstruktive Schwachstelle. ABER: Der Verschleiß des relativ weichen Materials bei stoßartigen Zugbelastungen ist hoch. In der Luft treten solche Belastungen sicher nicht auf, bei der Landung könnte das evtl. schon sein, besonders wenn es im ruppigen Gelände etwas kerniger zur Sache ging.
Meine conclusio: Einsatz von Nylonschrauben am Höhenleitwerk JA, aber
immer die Schrauben vor dem Einbau auf verschlissene Gewindegänge und nach der Landung das Spiel am HR prüfen. Wenn es wackelig geworden ist, neue Schrauben verwenden.