Also Leute, jetzt lass ich mal eine Katze aus dem Sack, auch weil das bei Thermik-Board schon der BerndH gemacht hat. Bernd hat mein Sunboard gesehen, so wie viele andere Leute auf den verschiedenen Treffen des letzten Jahres auch, und hat im Nachbarforum darüber berichtet wie ich das mit dem Profilmoment nach der Idee von Peter Wick in den Griff bekommen habe ohne die Ruder allzu stark hoch zu stellen.
@Peter: das "Geheimnis" ist ja nach den Treffen dieses Jahres schon lange keins mehr, deshalb schreib ich hier mal ein paar Zeilen darüber, vielleicht finden sich damit ein paar experimentierfreudige Leute die auch mit testen wollen.
Ich glaube es war im Februar diesen Jahres als Peter mir in einer Mail die Idee schrieb dass eine Gurney-Flap einen wesentlichen Einfluss auf den Profilmoment haben müsste und ich solle das doch mal testen wenn ich mag. Die Gurney-Flap kommt aus dem Automobilrennsport und wird dort benutzt um mit möglichst wenig Spoiler möglichst viel Abtrieb zu erzeugen. Sie besteht dabei aus einem schmalen, senkrecht in der Strömung stehenden, nach oben gerichteten Blech. Die Gurney-Flap wird auch im manntragenden Flugzeugbau verwendet um mit möglichst wenig Klappe viel Auftrieb zu erzeugen, dabei ist sie als schmales Blech an der Endleiste angebracht und senkrecht nach unten gerichtet. An Kleinflugzeugen sieht man das ab und zu mal, aber auch die dreistrahlige MD11 fliegt mit Gurney-Flap.
Die Herren D.W. Bechert, R. Meyer und W. Haage von der DLR haben im Jahr 2000 Versuche mit der Gurney-Flap gemacht und verschiedene Varianten an einem Flügel mit HQ17 im Stuttgarter Windkanal vermessen. Alle Flaps waren dabei an der Endleiste angebracht und nach unten gerichtet.
Es gab in dem Bericht über diese Versuche nur ein einziges Diagramm dass neben den Cl/Alpha -Graphen auch 3 Momentenkurven enthielt und dabei zeigte dass mit zunehmender Höhe der Gurney-Flap auch der Profilmoment negativer wird.
Daraus zu lesen, dass mit einer nach oben gerichteten Gurney-Flap der Profilmoment positiver wird und dabei der Auftrieb im Vergleich zu einem nach oben angestellten Ruder überproportional zunimmt halte ich schlichtweg für genial von Peter Wick!!!!!
Die von Peter empfohlene Höhe für die ersten Versuche mit der Gurney-Flap war 0,8-1 % der Profiltiefe, damit kommt man für einen durchschnittlichen Modellflügel mit einer 2 x 2 mm Holzleiste aus.
Ich habe zunächst bei meinem Weasel Evo eine 2 x 2 mm Kieferleiste auf die Oberseite der Endleistenhinterkante geklebt und ohne weitere Veränderung den Testflug gewagt.
Nach dem Abwurf ging das kleine Schaumbrett steil nach oben weg, ich kam kaum mit dem tief trimmen hinterher, aber es flog.
Mit Rudern fast im Strak war dann vor allem eine Veränderung zu bemerken: es bremste stark.
Im Laufe der Erprobung habe ich dann den Schwerpunkt um 10 mm (!) zurück nehmen und die Ruder im Vergleich zur gurneylosen Normaleinstellung um 4,5 ° nach unten fahren können. Das Weasel flog dabei mit 1 % negativem Stabilitätsmaß (!) einwandfrei.
Inzwischen habe ich bei der Weiterentwicklung noch einige Fortschritte gemacht und der abgesägte Sunbird oben im Video fliegt mit der letzten Variante der Gurney-Flap, die kaum noch bremst. Das Stabilitätsmaß ist etwa 1 % positiv und die Ruder stehen in der Noormalflugstellung nur etwa 2 mm hoch , trotz des relativ großen negativen Profilmoments des RG15-ähnlichen Tropfens von James Hammond.
Das Flugzeug ist schnell und leistungsfähig, kommt aber mit der Leitwerksversion nicht ganz mit.
Das ganze hat aber noch einen gravierenden Nachteil: rechen lässt sich das nicht und man ist am Anfang der Flugerprobung darauf angewiesen dass man den Flieger mit den geschätzten Schwerpunkt- und Rudereinstellungen nicht in den Dreck haut.
Das soll als Info hier erstmal genügen.
Für den MH32-Flügel würde das bedeuten über die komplette Endleistenlänge eine nach oben gerichtete Gurney-Flap mit einer Höhe von ~ 1% der Flügeltiefe zu montieren, damit man den als Brett oder Pfeil fliegen kann.
Bei der Brett-Konfiguration sollte das Stabilitätsmaß auf 1 % eingestellt und die Ruder als Grundeinstellung um etwa 4° hoch gestellt werden, dann beten und Erstflug. Sollte das entmannte Teil das überleben ist der Rest zu erfliegen.
Bei einer Pfeilauslegung kann ich nicht viele Empfehlungen machen weil ich damit noch nicht experimentiert habe, aber für einen Thermikpfeil ist das sicher eine interessantes Feld für Experimente.
Ich kann mir denken dass es bei einem 25 ° gepfeilten Leitwerkerflügel mit Streckung 14-16 genügt die Gurney-Flaps auf die Elevons zu montieren und diese um ~2 mm hoch zu fahren. Bei der großen Pfeilung sind Winglets Pflicht. Das Stabilitätsmaß würde ich für den Anfang auf 8 % einstellen, aber es geht da wahrscheinlich im Laufe der Flugerprobung noch hecklastiger .
Nach ungefähr einem dreiviertel Jahr Flugerfahrung mit der Gurney-Flap an 4 verschiedenen Brettnurflügeln, 2 davon ehemalige Leitwerker, würde ich als Resumee sagen, dass dies ein netter Gag ist um Leitwerkerflügel mit brauchbarer Leistung an Nurflügeln einzusetzen, aber man verliert gegenüber einem Höhenleitwerk spürbar an Flugleistung und Speed.
Bei einem Thermiksegler stört der Speedverlust meist nicht und hier bietet sich mit der Gurney die Möglichkeit auftriebsstarke Leitwerkerprofile ohne Probleme mit dem hohen negativen Profilmoment einzusetzen.
Außerdem ist das ein weites Feld für Experimente für Leute die Spaß an sowas haben, denn mit der Gurney ist an Leitwerkern viel experimentiert worden, aber an Nurflügeln ist das noch fast Neuland.
Gruß,
Uwe.